Freitag, 23. Juli 2010

Wann endet die Flut?

Überschwemmungen in China

Es sind erschütternde Zahlen, die Chinas Behörden gestern vermeldeten. Über 700 Menschen sind seit Jahresbeginn durch sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen im ganzen Land ums Leben gekommen, beinahe 350 werden noch vermisst. Laut Angaben der chinesischen Regierung sind bisher 27 verschiedene Provinzen und Gemeinden von Überflutungen betroffen. Mehr als acht Millionen Chinesen mussten aufgrund von Überschwemmungen evakuiert werden. Sieben Millionen Hektar Ackerland seien von den Fluten beeinträchtigt, 645 000 Häuser eingestürzt. Liu Ning, Vize-Minister für Wasserwirtschaft und zuständig für den Katastrophenschutz, sprach auf einer Pressekonferenz von einem direkten wirtschaftlichen Schaden von 142,2 Milliarden Yuan, umgerechnet etwa 16 Milliarden Euro.

Doch die Angaben der chinesischen Behörden dürften nur vorläufigen Charakter haben. Noch immer halten Fluten zahlreiche Menschen in Atmen. Überschwemmungen und Erdrutsche haben in der nordwestlichen Provinz Shaanxi Opfer gefordert. Mindestens 41 Menschen wurden getötet und 107 werden seit Dienstag Nachmittag vermisst, sagte ein Sprecher der Provinzregierung am Mittwoch Morgen. Auch in der südwestlichen Provinz Sichuan haben die Menschen mit Wassermassen zu kämpfen. Die Stadt Guang'an vermeldete die schlimmste Flut seit dem Jahr 1847. Mehr als 250 000 Menschen sind betroffen. Bei Überschwemmungen und Erdrutschen kamen in Sichuan in den letzten Tagen mindestens 26 Menschen ums Leben.

Unterdes hat der Drei-Schluchten-Damm in der zentralchinesischen Provinz Hubei seinen größten Belastungstest seit der Fertigstellung im Jahr 2008 gemeistert. 70 000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde flossen am Dienstag oberhalb des Dammes am Jangtse-Strom, hieß es in chinesischen Medienberichten. „Der Spitzendurchfluss ist hoch, aber er hat die vorgesehene Kapazität von 100 000 Kubikmetern pro Sekunde nicht überschritten“, sagte der Vorsitzende der Drei-Schluchten-Betreibergesellschaft, Cao Guangjing, gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur „Xinhua“. Flussabwärts vom Damm flossen am Dienstag 40 000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ab. 1998 erreichten die Wassermassen am Jangtse 50 000 Kubikmeter pro Sekunde. Damals riss das Hochwasser über 4000 Menschen in den Tod, 18 Millionen Chinesen mussten evakuiert werden. Die südwestchinesische Hafenstadt Chongqing, die in unmittelbarer Nähe des Dammes liegt, hat bereits am Montag einen Notfallplan in Kraft gesetzt und mit vorsorglichen Evakuierungen gefährdeter Stadtteile begonnen.

Schon seit Wochen hat besonders der Süden Chinas mit Überschwemmungen und deren Folgen zu kämpfen. Bereits Ende Juni hatten Fluten vor allem die Provinzen Jiangxi, Fujian, Hunan und die Region Guangxi heimgesucht. In einigen Gegenden handelte es sich nach staatlichen Angaben um die schwersten Überschwemmungen seit 50 Jahren. Tausende Menschen waren damals von der Außenwelt abgeschnitten, Transportwege und Stromversorgung waren unterbrochen. Schon damals kamen Hunderte Menschen ums Leben. Nach aktuellen Angaben der chinesischen Behörden wurden etwa 287 000 Soldaten bei der Bekämpfung der Flutkatastrophen eingesetzt. Ihre Arbeit, so ist zu befürchten, ist noch lange nicht getan.

(c) hao de

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