Kim Jong Il: Das Phantom und sein Kult

Kim Jong Il: Er war der "Irre mit der Bombe": allgegenwärtig – und doch nicht zu fassen.

Sie knieten nieder vor den vielen Denkmalen oder Monumenten, oder sie brachen mitten in den Weiten ihrer breiten, autofreien Straßen in Tränen aus. Die ganze Stadt wirkte wie betäubt von der Nachricht, die in einer Sondersendung des Fernsehens verbreitet wurde: Kim Jong Il ist tot, schon seit Sonnabend, der Mann, den sie „Geliebter Führer“ nennen in Nordkorea, obwohl er doch das Schreckensreich, das sein Vater um sie aller herum errichtet hatte, bestehen ließ.

Obwohl er nichts daran änderte, dass so viele Menschen hungern, dass ihre Städte abends dunkel sind und ihre Wohnungen im Winter kalt, dass, wer immer Kritik äußert, verschwindet. Ehrliche Tränen werden darüber in Pjöngjang vergossen, vielleicht in ganz Nordkorea, sagen die wenigen Beobachter, die es im Land überhaupt gibt. Das öffentliche Leben liegt weitgehend lahm, Geschäfte wurden geschlossen, Treffen abgesagt.

Der Tod hat Kim Jong Il auf einer Zugfahrt ereilt. Ausgerechnet. Züge galten ihm immer als sicherer Ort. Nur eine Flugreise 1965 nach Indonesien ist bekannt geworden. Alle anderen Reisen absolvierte er mit einem gepanzerten Zug, den sein Vater, der Nordkorea-Begründer und „Große Führer“ Kim Il Sung, einst vom sowjetischen Diktator Josef Stalin als Geschenk erhalten hatte. Kim Jong Il soll das Gefährt mit einer Schutzlackierung gegen Ortungsgeräte versehen und damit schwer ortbar gemacht haben. Zudem sollen ihn auf seinen zum Teil wochenlangen Reisen durch China und Russland noch zwei identische Züge begleitet haben, damit sein Aufenthaltsort für mögliche Angreifer nicht zu erkennen ist.

Aber vielleicht ist das auch nur wieder Legende, wie nahezu alles um Kim Jong Il herum, von Geburtszeit und -ort bis hin zu seinen angeblichen Vorlieben für westlichen Luxus. Auch die genauen Umstände des Todes werden vernebelt. Während einer Inlandsfahrt mit dem Zug, so meldete es die Zentrale Koreanische Nachrichtenagentur, sei der Führer „nach einer großen mentalen und physischen Belastung“ gestorben, gemeint ist ein Herzinfarkt.

Kim Jong Il hat die westliche Welt immer entsetzt, so viel Grausames war aus seinem Land zu hören. Bereits in den ersten Jahren seiner Herrschaft, die er erst drei Jahre nach dem Tod seines Vaters Kim Il Sung 1997 antrat, sollen etwa eine Million Nordkoreaner verhungert sein. Das Aufbegehren der Menschen gegen ihr Elend unterdrückte er mit aller Härte, und gleichzeitig polierte sein Image in der Bevölkerung durch Propaganda auf. Der Großteil der Energieressourcen und allen Geldes floss in das Atomwaffenprogramm, den wirtschaftlichen Umbau seines Landes vernachlässigte er. Während er sich von der verarmten Bevölkerung verehren ließ, sorgte er auf internationalem Parkett für Schrecken. Er war „der Irre mit der Bombe“. Und sein Land steht bis heute für Hunger, absolute Kontrolle und für Konzentrationslager, in denen Jahr für Jahr tausende Menschen elend sterben, manche nur, weil sie etwas zu Essen für ihre Kinder gestohlen hatten.

Den ganzen Artikel lesen: www.tagesspiegel.de

News aus China

News, Berichte, Reportagen, Gedanken und Diskussionen über China

Aktuelle Beiträge

Gebaut wurde schon! Und...
Gebaut wurde schon! Und nach nicht einmal einem Jahr...
girico - 11. Jun, 14:41
Kim Jong Il: Das Phantom...
Kim Jong Il: Er war der "Irre mit der Bombe": allgegenwärtig...
sergiohh - 20. Dez, 08:06
Presseschau: 10/12/11
Kinderspielzeug und -kleidung aus China haben einen...
sergiohh - 10. Dez, 13:27
Presseschau: 26/11/11
„China gibt seine Klimaziele bekannt“ titelte am Mittwoch...
sergiohh - 26. Nov, 05:55
Presseschau: 19/11/11
20 Tote, 44 Verletzte bei Unfall mit Kindergartenbus Neun...
sergiohh - 19. Nov, 04:00

Links

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 5071 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 11. Jun, 14:42

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren