Dienstag, 17. Mai 2011

Ai Weiwei lebt – seine Ehefrau durfte ihn sehen

Sechs Wochen nach seiner Festnahme gibt es ein erstes Lebenszeichen von Ai Weiwei. Am Sonntag durfte seine Frau den bekannten Künstler und Regimekritiker erstmals besuchen.

Immer wieder hatte seine Familie die chinesischen Behörden vergeblich um Auskunft über den Verbleib und Gesundheitszustand des Künstlers gebeten. „Er sieht soweit gesund aus und bekommt auch alle Medikamente, die er benötigt“, berichtete Ai Weiweis Schwester Gao Ge dem Tagesspiegel am Montag. Sie seien alle erleichtert, würden aber weiter auf eine offizielle Erklärung der Behörden warten. Nach Angaben von Ais Schwester ist Lu Qing auf eine Polizeistation in Peking gerufen worden und wurde von dort aus zu dem Treffen mit Ai Weiwei gefahren, ohne ausmachen zu können, an welchen Ort sie gebracht wurde. Ai und seine Frau hätten sich nur kurz unterhalten und lediglich über familiäre Angelegenheiten sprechen dürfen.

Ob Ai Weiwei weiß, welche Vorwürfe gegen ihn erhoben werden, ist nach dem Treffen unklar. Von offizieller Seite werden ihm „Wirtschaftsverbrechen“ vorgeworfen. Nach seiner Verhaftung hatte die Polizei das Atelier des Künstlers mehrfach durchsucht, Dokumente und Computer beschlagnahmt. Noch immer weigern sich die Behörden, detailliert über die Vorwürfe gegen Ai Weiwei Auskunft zu geben. Einen offiziellen Haftbefehl gibt es bisher nicht, weswegen seine Familie noch keinen Anwalt einschalten konnte.

Das überraschende Treffen zwischen Ai Weiwei und seiner Frau eröffnet Raum für Spekulationen über den rechtlichen Status des Vorgehens der Behörden. Da das Treffen scheinbar nicht in einem Gefängnis stattgefunden hat, vermuten Beobachter, dass der 53-jährige Künstler formal unter „Hausarrest“ gestellt wurde. So könnten die Behörden die eigenen Gesetze umgehen, nach denen ein Haftbefehl erlassen und Anklage erhoben werden müsste. Ähnlich wie im Fall Ai Weiwei gingen die Behörden auch gegen den heutigen Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo vor. Nach seiner Festnahme im Dezember 2008 wurde dieser ein halbes Jahr ohne Anklage festgehalten.

Ai Weiwei hat die Machthaber in Peking besonders als Internetaktivist gegen sich aufgebracht. Der Künstler war am 3. April am Flughafen festgenommen worden. Die Inhaftierung Ais, der derzeit mit verschieden Kunstschauen im Ausland vertreten ist, hatte international für Empörung gesorgt.

www.tagesspiegel.de

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