Freitag, 30. September 2011

Huang Ming - Chinas „Sonnenkönig“

Verheimlicht hat Huang Ming nie, dass er ursprünglich in der Ölindustrie gearbeitet hat. Gerne erzählt er Journalisten davon, dass er sich als junger Mann keinerlei Gedanken darüber gemacht habe, dass Öl ein endlicher, ein schmutziger Rohstoff ist. Wie ihn dann aber die Umweltverschmutzung in seinem Heimatort aufgerüttelt und die Geburt seiner Tochter zum Umdenken bewegt habe. Schuldig gegenüber seiner Tochter habe er sich gefühlt, die mit den Folgen der Umweltzerstörung leben muss, die seine Generation verursacht. Zufällig stößt er auf ein Buch über Solarenergie, das ihn in den Bann zieht und sein Leben verändert. Heimlich, neben der Arbeit, forscht er zum Thema erneuerbare Energien. Der heute 53-jährige Huang Ming kündigt seinen gutbezahlten Job als Ingenieur und gründet 1995 seine eigene Firma, die Himin-Gruppe.

In der Volksrepublik, in der noch 70 Prozent der Energie aus Kohlekraftwerken stammen, wird Huang Ming schnell zum Vorkämpfer für eine grüne Zukunft – und zum erfolgreichen Solarunternehmer. In nicht einmal zehn Jahren entwickelt sich sein kleines Geschäft zu einem Unternehmen mit 9000 Beschäftigten. Seine Firma ist vor allem mit Warmwasseraufbereitern erfolgreich, die mittlerweile Millionen Haushalte in China auf umweltfreundliche Weise versorgen. Dunkle Glasröhren auf dem Dach sammeln Sonnenenergie, erwärmen so das Wasser in den Tanks. Die Technik ist einfach und billig, wird so zum Verkaufsschlager. Mit einer Million produzierter Anlagen im Jahr ist die Himin-Gruppe nach Firmenangaben weltweiter Marktführer. Dazu verkauft Huangs Unternehmen jährlich 300 Millionen Quadratmeter Sonnenkollektoren – etwa soviel wie die gesamte EU produziert.

Der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmers hat auch sichtbare Folgen für die Umwelt. In der 5-Millionen-Einwohnerstadt Dezhou, Firmensitz von Huang Mings Unternehmen, lässt sich das wohl am besten beobachten. Fast alle Hausdächer in der nordostchinesischen Stadt sind mit seinen Anlagen für Warmwasseraufbereitung ausgerüstet. 6 000 solarbetriebene Straßenlaternen sorgen für Licht. So gilt die Luft in Dezhou als etwas sauberer, der Himmel als etwas klarer als in anderen Städten des Landes. Vor allem dank Huang Ming gilt Dezhou mittlerweile als Modellstadt für erneuerbare Energien in China. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass um Dezhou ein chinesisches „Solar Valley“ mit Universität, Forschungslabors und Fabriken entstanden ist. Zahlreiche Solarunternehmen haben sich hier mittlerweile niedergelassen. Auch politisch ist Huang Ming zwischenzeitlich engagiert. Als Abgeordneter des Nationalen Volkskongresses arbeitete er an einem Gesetz für erneuerbare Energien mit, das 2006 in Kraft trat.

„Solarwasserbereiter für die ganze Welt, damit auch die nächsten Generationen noch in den blauen Himmel schauen können“. Gerne verbreitet Huang Ming diesen Slogan, der zeigt, dass er sich nicht nur um die Umwelt sorgt, sondern auch ein guter Unternehmer ist, der sich zu vermarkten weiß. Wirtschaftlicher Erfolg und Umweltschutz müssen sich nicht ausschließen. Das ist die Botschaft, die Huang Ming nicht nur in China verbreitet. Und dafür wurde er nun auch mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Dabei weiß Huang Ming durchaus, dass Chinas Wachstum noch zu sehr auf der Ausbeutung der Natur beruht, die Solarenergie in China trotz staatlicher Förderung noch immer eine untergeordnete Rolle spielt. „Unternehmer und Investoren müssen verstehen, dass sie mit grünen Energien Geld verdienen können, damit diese größere Bedeutung entwickeln können“, hat Huang Ming vor einiger Zeit gesagt. Er selbst, in China ehrfürchtig als „Sonnenkönig“ betitelt, geht dabei mit großen Schritten voran. Laut dem US-Wirtschaftsmagazin Forbes gehört der Unternehmer zu den 400 reichsten Männern der Volksrepublik.

www.tagesspiegel.de

News aus China

News, Berichte, Reportagen, Gedanken und Diskussionen über China

Aktuelle Beiträge

Gebaut wurde schon! Und...
Gebaut wurde schon! Und nach nicht einmal einem Jahr...
girico - 11. Jun, 14:41
Kim Jong Il: Das Phantom...
Kim Jong Il: Er war der "Irre mit der Bombe": allgegenwärtig...
sergiohh - 20. Dez, 08:06
Presseschau: 10/12/11
Kinderspielzeug und -kleidung aus China haben einen...
sergiohh - 10. Dez, 13:27
Presseschau: 26/11/11
„China gibt seine Klimaziele bekannt“ titelte am Mittwoch...
sergiohh - 26. Nov, 05:55
Presseschau: 19/11/11
20 Tote, 44 Verletzte bei Unfall mit Kindergartenbus Neun...
sergiohh - 19. Nov, 04:00

Links

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 5421 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 11. Jun, 14:42

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren