Brisantes Manöver im Gelben Meer
Die USA starten ihre Militärübung mit Südkorea – und Nordkorea rüstet an der Seegrenze weiter auf
Schüsse, Drohungen, Kriegsgefahr – wie befürchtet, hat sich die Situation zwischen Nord- und Südkorea am Sonntag weiter verschärft, nachdem Seoul und Washington ihr gemeinsames Militärmanöver im Gelben Meer begonnen haben. An der seit längerem geplanten Marine- und Luftwaffenübung nimmt nach Angaben der südkoreanischen Armee auch der Flugzeugträger „USS George Washington“ teil. Nordkoreas Führung hatte das auf vier Tage angelegte Manöver im Vorfeld mehrfach als Provokation verurteilt und vor unkalkulierbaren Folgen gewarnt. Nach Beginn der Militärübung verschärfte das Regime in Pjöngjang seine Kriegsrhetorik weiter. Man werde auf jede Verletzung des eigenen Hoheitsgebietes mit einem Gegenschlag reagieren, vermeldete Nordkoreas Nachrichtenagentur KCNA.
Offenbar um seinen Drohungen Nachdruck zu verleihen, ließ das nordkoreanische Militär erneut einige Artilleriegeschosse los. Südkoreanischen Medienberichten zufolge waren am Sonntag nahe der Insel Yeonpyeong Artilleriefeuer zu hören. Die Bewohner der Insel wurden aufgefordert, in Bunkern Schutz zu suchen. Die Schussgeräusche stammten allerdings lediglich von Schussübungen Nordkoreas auf dessen eigenem Territorium, nicht von den Geschützen entlang der Küste.
Am Dienstag waren durch den nordkoreanischen Angriff auf Yeonpyeong zwei Soldaten und zwei Zivilisten getötet worden. Zahlreiche Menschen wurden verletzt, Wohnhäuser zerstört. Nordkorea nahm unterdessen das Seemanöver der US-Streitkräfte mit Südkorea zum Anlass weiter aufzurüsten. Nahe der umstrittenen Seegrenze an der Westküste seien zusätzliche Raketen aufgestellt worden, berichtete Yonhap.
Trotz des Unbehagens Chinas über die Militärübung Südkoreas und der USA im Gelben Meer versucht die chinesische Führung mittlerweile, ihrer international geforderten Vermittlerrolle gerecht zu werden. Am Sonntag schlug China multilaterale Krisengespräche im Rahmen der „Sechs-Parteien-Runde“ vor, um den derzeitigen Konflikt zu beenden. Chefunterhändler Nord- und Südkoreas, der USA, Chinas, Japans und Russlands sollten dafür Anfang Dezember in Peking zusammenkommen. Dies erklärte der chinesische Sondergesandte für die koreanische Halbinsel, Wu Dawei, am Sonntag vor Journalisten in Peking. Auch wenn Wu betonte, das von China angeregte Treffen sei keine Wiederaufnahme der 2009 von Nordkorea einseitig abgebrochenen „Sechs-Parteien-Gespräche“ über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm: Seit Monaten schon macht sich Chinas Führung für eine Neuauflage der multilateralen Gespräche stark. Wu reiste auch mit dem obersten chinesischen Außenpolitiker, Staatsrat Dai Bingguo, zu Gesprächen nach Seoul – wahrscheinlich auch, um für den chinesischen Vermittlungsversuch zu werben. Dai, so erklärte später ein Sprecher von Südkoreas Präsident Lee, habe versichert, dass China sich um eine Entspannung der Lage auf der koreanischen Halbinsel bemühen wolle. China hat es bisher vermieden, Nordkorea für den Angriff auf die Insel Yeonpyeong öffentlich zu kritisieren. Die Volksrepublik gilt als letzter Verbündeter Nordkoreas.
Wie groß die Chancen für die chinesische Friedensinitiative derzeit sind, ist noch unklar. Denn Nordkoreas Drohungen bleiben von Südkorea nicht unbeantwortet. Präsident Lee Myung Bak warnte am Sonntag, dass man eine starke Antwort geben werde, falls Nordkorea seine Provokationen fortsetze. Lee sieht sich innenpolitisch steigendem Druck ausgesetzt, entschlossener gegen den Nachbarn im Norden vorzugehen. So kündigte der Kommandeur der südkoreanischen Marineinfanterie Yoo Nak Joon am Samstag bei einer Trauerfeier für die zwei durch Nordkorea getöteten Soldaten „tausendfache“ Vergeltung an.
Wenig überraschend ist daher, dass Südkorea zurückhaltend auf Chinas Initiative zu multilateralen Krisengesprächen reagierte. In einer ersten Stellungnahme des Außenministeriums in Seoul von Sonntag hieß es, der Vorschlag sollte „sehr vorsichtig“ geprüft werden.
www.tagesspiegel.de
Schüsse, Drohungen, Kriegsgefahr – wie befürchtet, hat sich die Situation zwischen Nord- und Südkorea am Sonntag weiter verschärft, nachdem Seoul und Washington ihr gemeinsames Militärmanöver im Gelben Meer begonnen haben. An der seit längerem geplanten Marine- und Luftwaffenübung nimmt nach Angaben der südkoreanischen Armee auch der Flugzeugträger „USS George Washington“ teil. Nordkoreas Führung hatte das auf vier Tage angelegte Manöver im Vorfeld mehrfach als Provokation verurteilt und vor unkalkulierbaren Folgen gewarnt. Nach Beginn der Militärübung verschärfte das Regime in Pjöngjang seine Kriegsrhetorik weiter. Man werde auf jede Verletzung des eigenen Hoheitsgebietes mit einem Gegenschlag reagieren, vermeldete Nordkoreas Nachrichtenagentur KCNA.
Offenbar um seinen Drohungen Nachdruck zu verleihen, ließ das nordkoreanische Militär erneut einige Artilleriegeschosse los. Südkoreanischen Medienberichten zufolge waren am Sonntag nahe der Insel Yeonpyeong Artilleriefeuer zu hören. Die Bewohner der Insel wurden aufgefordert, in Bunkern Schutz zu suchen. Die Schussgeräusche stammten allerdings lediglich von Schussübungen Nordkoreas auf dessen eigenem Territorium, nicht von den Geschützen entlang der Küste.
Am Dienstag waren durch den nordkoreanischen Angriff auf Yeonpyeong zwei Soldaten und zwei Zivilisten getötet worden. Zahlreiche Menschen wurden verletzt, Wohnhäuser zerstört. Nordkorea nahm unterdessen das Seemanöver der US-Streitkräfte mit Südkorea zum Anlass weiter aufzurüsten. Nahe der umstrittenen Seegrenze an der Westküste seien zusätzliche Raketen aufgestellt worden, berichtete Yonhap.
Trotz des Unbehagens Chinas über die Militärübung Südkoreas und der USA im Gelben Meer versucht die chinesische Führung mittlerweile, ihrer international geforderten Vermittlerrolle gerecht zu werden. Am Sonntag schlug China multilaterale Krisengespräche im Rahmen der „Sechs-Parteien-Runde“ vor, um den derzeitigen Konflikt zu beenden. Chefunterhändler Nord- und Südkoreas, der USA, Chinas, Japans und Russlands sollten dafür Anfang Dezember in Peking zusammenkommen. Dies erklärte der chinesische Sondergesandte für die koreanische Halbinsel, Wu Dawei, am Sonntag vor Journalisten in Peking. Auch wenn Wu betonte, das von China angeregte Treffen sei keine Wiederaufnahme der 2009 von Nordkorea einseitig abgebrochenen „Sechs-Parteien-Gespräche“ über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm: Seit Monaten schon macht sich Chinas Führung für eine Neuauflage der multilateralen Gespräche stark. Wu reiste auch mit dem obersten chinesischen Außenpolitiker, Staatsrat Dai Bingguo, zu Gesprächen nach Seoul – wahrscheinlich auch, um für den chinesischen Vermittlungsversuch zu werben. Dai, so erklärte später ein Sprecher von Südkoreas Präsident Lee, habe versichert, dass China sich um eine Entspannung der Lage auf der koreanischen Halbinsel bemühen wolle. China hat es bisher vermieden, Nordkorea für den Angriff auf die Insel Yeonpyeong öffentlich zu kritisieren. Die Volksrepublik gilt als letzter Verbündeter Nordkoreas.
Wie groß die Chancen für die chinesische Friedensinitiative derzeit sind, ist noch unklar. Denn Nordkoreas Drohungen bleiben von Südkorea nicht unbeantwortet. Präsident Lee Myung Bak warnte am Sonntag, dass man eine starke Antwort geben werde, falls Nordkorea seine Provokationen fortsetze. Lee sieht sich innenpolitisch steigendem Druck ausgesetzt, entschlossener gegen den Nachbarn im Norden vorzugehen. So kündigte der Kommandeur der südkoreanischen Marineinfanterie Yoo Nak Joon am Samstag bei einer Trauerfeier für die zwei durch Nordkorea getöteten Soldaten „tausendfache“ Vergeltung an.
Wenig überraschend ist daher, dass Südkorea zurückhaltend auf Chinas Initiative zu multilateralen Krisengesprächen reagierte. In einer ersten Stellungnahme des Außenministeriums in Seoul von Sonntag hieß es, der Vorschlag sollte „sehr vorsichtig“ geprüft werden.
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sergiohh - 29. Nov, 04:18