China träumt sich grün
China will grüner werden. Dafür setzt die kommunistische Führung des Landes auf Erneuerbare Energien. Der neue Fünfjahresplan soll die endgültige Wende zum nachhaltigen Wirtschaften bringen. Doch in Wahrheit ist man davon noch weit entfernt.
Viel wurde in den letzten Monaten über den zwölften Fünfjahresplan spekuliert, mit dem Chinas Führung ihre politischen Richtlinien festlegt. Ende nächster Woche beginnt nun der jährliche Nationale Volkskongress, offiziell Chinas höchstes Staatsorgan, auf dem etwa 3 000 Delegierte die Arbeit der Regierung absegnen. Dann wird auch der neue Fünfjahresplan veröffentlicht, von dem bisher nur einige Eckdaten bekannt sind. Doch Chinas Führung hat kaum einen Zweifel daran gelassen, dass die Förderung von neuen Umwelttechniken und Erneuerbaren Energien ganz oben auf der politischen Agenda stehen. Mehrfach hat Premierminister Wen Jiabao in den letzten Monaten hervorgehoben, dass man ein ausgewogeneres und nachhaltigeres Wachstum anstrebe. Dafür will Chinas Führung in den nächsten fünf Jahren 300 Milliarden Dollar jährlich in Schlüsselindustrien wie Erneuerbare Energien und Informationstechnik investieren. Weg von der Produktion billiger Massenware, hin zur Fertigung von Spitzentechnologie. So soll bald auch umweltschonender produziert werden.
Schon mit dem letzten Fünfjahresplan, also seit 2006, hat China zumindest auf dem Papier begonnen, die energiepolitische Wende einzuläuten. Doch die Umweltvisionen der Zentralregierung verbreiten sich nur langsam in die Provinzen des Landes. Gerade auf regionaler und lokaler Ebene fehlt es den Parteifunktionären an Verständnis für Umweltbelange – die weitverbreitete Korruption tut ihr Übriges. „Besonders für die Provinzregierungen zählt häufig noch immer nur das Wirtschaftswachstum, das man um jeden Preis steigern möchte“, sagt Li Ang, Expertin für Energiepolitik von Greenpeace China in Peking. „China muss seine energieintensive Produktionsweise endlich überwinden und die Strukturen für einen schonenden Umgang mit seinen Ressourcen schaffen“, so Li.
Doch noch ist China größter Verursacher der globalen Erwärmung. Das Wirtschaftswachstum des Landes stützt sich weiterhin auf den Energieträger Kohle. 70 Prozent der verbrauchten Energie stammen aus Kohlekraftwerken. Allerdings glaubt Li Ang von Greenpeace, dass sich in der Regierung langsam die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass man sich nicht mehr allein auf fossile Brennstoffe verlassen kann. Denn die umweltbelastende Produktionsweise wird immer deutlicher zum Problem. Nur noch knapp die Hälfte des Wassers in den Seen und Flüssen der Volksrepublik ist laut offiziellen Angaben trinkbar. Ein Viertel soll sogar zu dreckig zur industriellen Nutzung sein. In der Nähe von Minen für den Abbau von Seltenen Erden, wie in der kleinen Stadt Beitou in der ostchinesischen Provinz Jiangxi, sind ganze Seen nur noch giftige Kloaken. „Früher haben wir das Wasser aus den Flüssen getrunken. Aber jetzt können noch nicht einmal Fische oder Garnelen darin überleben“, erzählt Liu Shengyuan, der in Beitou lebt. Um Seltene Erden beim Abbau zu lösen, werden giftige Chemikalien verwendet, die dann ins Erdreich gelangen und die umliegende Natur verseuchen. Umweltauflagen sind häufig nicht streng genug oder werden nicht eingehalten. Erst Anfang Januar erlitten mehr als 200 Kinder im Osten Chinas Bleivergiftungen, für die eine illegale Batteriefabrik verantwortlich gemacht wurde. Und die Luftverschmutzung in zahlreichen Millionenstädten ist, auch aufgrund steigender Kraftfahrzeugzahlen, häufig gesundheitsschädlich. Während die Folgen der Umweltzerstörung für die Bevölkerung unübersehbar sind, wird das chinesische Wirtschaftswachstum weniger auffällig von dem zerstörerischen Treiben beeinflusst. Eine von der Regierung in Auftrag gegebene Studie kam vor Kurzem zu dem Ergebnis, dass die Verunreinigung der Natur 2008 Folgekosten von umgerechnet circa 156 Milliarden Euro verursacht habe. Eine andere Studie, an der auch Greenpeace beteiligt war, errechnete einen mehr als doppelt so hohen Schaden.
Schon deshalb versucht die Regierung dieser Entwicklung entgegenzusteuern. Neben China investiert nur Deutschland, berechnet nach seiner Wirtschaftskraft, noch etwas mehr in saubere Energieträger. Der Energieverbrauch gemessen an der Wirtschaftsleistung hat sich seit 1980 um etwa 60 Prozent verringert. Chinas Regierung will die Energieeffizienz bis 2020 um mindestens 40 Prozent gegenüber den Werten von 2005 verbessern. Eine Verdoppelung des Anteils der Erneuerbaren Energien auf 15 Prozent gehört ebenfalls zu diesen Zielen. Wobei Peking auch Atomenergie und umstrittene Wasserkraftwerke mit einrechnet. Doch trotz der Bemühungen reduziert China den Ausstoß seiner Treibhausgase nicht, sondern bremst nur ihren gewaltigen Anstieg.
Auch wenn sich Chinas Führung mit dem neuen Fünfjahresplan hohe Ziele setzen wird, bei der Entwicklung des Sektors für Erneuerbare Energien schon jetzt beeindruckende Statistiken vorweisen kann – kaum ein Umweltexperte erwartet, dass China seine Abhängigkeit von der Kohle in näherer Zukunft überwinden kann. „Kohle wird für die nächsten Jahrzehnte die wichtigste Energiequelle des Landes bleiben, auch wenn ihr Anteil am Energiemix schrittweise verringert wird“, sagte Yang Fuqiang, Klimaexperte des World Wildlife Fund (WWF) gegenüber der „South China Morning Post“. Und Chinas rasantes Wachstum heizt den Energiehunger weiter an. Seinen traurigen Titel als weltweit größter Kohleverbraucher wird China so vorerst weiter behalten.
(c) hao.de
Viel wurde in den letzten Monaten über den zwölften Fünfjahresplan spekuliert, mit dem Chinas Führung ihre politischen Richtlinien festlegt. Ende nächster Woche beginnt nun der jährliche Nationale Volkskongress, offiziell Chinas höchstes Staatsorgan, auf dem etwa 3 000 Delegierte die Arbeit der Regierung absegnen. Dann wird auch der neue Fünfjahresplan veröffentlicht, von dem bisher nur einige Eckdaten bekannt sind. Doch Chinas Führung hat kaum einen Zweifel daran gelassen, dass die Förderung von neuen Umwelttechniken und Erneuerbaren Energien ganz oben auf der politischen Agenda stehen. Mehrfach hat Premierminister Wen Jiabao in den letzten Monaten hervorgehoben, dass man ein ausgewogeneres und nachhaltigeres Wachstum anstrebe. Dafür will Chinas Führung in den nächsten fünf Jahren 300 Milliarden Dollar jährlich in Schlüsselindustrien wie Erneuerbare Energien und Informationstechnik investieren. Weg von der Produktion billiger Massenware, hin zur Fertigung von Spitzentechnologie. So soll bald auch umweltschonender produziert werden.
Schon mit dem letzten Fünfjahresplan, also seit 2006, hat China zumindest auf dem Papier begonnen, die energiepolitische Wende einzuläuten. Doch die Umweltvisionen der Zentralregierung verbreiten sich nur langsam in die Provinzen des Landes. Gerade auf regionaler und lokaler Ebene fehlt es den Parteifunktionären an Verständnis für Umweltbelange – die weitverbreitete Korruption tut ihr Übriges. „Besonders für die Provinzregierungen zählt häufig noch immer nur das Wirtschaftswachstum, das man um jeden Preis steigern möchte“, sagt Li Ang, Expertin für Energiepolitik von Greenpeace China in Peking. „China muss seine energieintensive Produktionsweise endlich überwinden und die Strukturen für einen schonenden Umgang mit seinen Ressourcen schaffen“, so Li.
Doch noch ist China größter Verursacher der globalen Erwärmung. Das Wirtschaftswachstum des Landes stützt sich weiterhin auf den Energieträger Kohle. 70 Prozent der verbrauchten Energie stammen aus Kohlekraftwerken. Allerdings glaubt Li Ang von Greenpeace, dass sich in der Regierung langsam die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass man sich nicht mehr allein auf fossile Brennstoffe verlassen kann. Denn die umweltbelastende Produktionsweise wird immer deutlicher zum Problem. Nur noch knapp die Hälfte des Wassers in den Seen und Flüssen der Volksrepublik ist laut offiziellen Angaben trinkbar. Ein Viertel soll sogar zu dreckig zur industriellen Nutzung sein. In der Nähe von Minen für den Abbau von Seltenen Erden, wie in der kleinen Stadt Beitou in der ostchinesischen Provinz Jiangxi, sind ganze Seen nur noch giftige Kloaken. „Früher haben wir das Wasser aus den Flüssen getrunken. Aber jetzt können noch nicht einmal Fische oder Garnelen darin überleben“, erzählt Liu Shengyuan, der in Beitou lebt. Um Seltene Erden beim Abbau zu lösen, werden giftige Chemikalien verwendet, die dann ins Erdreich gelangen und die umliegende Natur verseuchen. Umweltauflagen sind häufig nicht streng genug oder werden nicht eingehalten. Erst Anfang Januar erlitten mehr als 200 Kinder im Osten Chinas Bleivergiftungen, für die eine illegale Batteriefabrik verantwortlich gemacht wurde. Und die Luftverschmutzung in zahlreichen Millionenstädten ist, auch aufgrund steigender Kraftfahrzeugzahlen, häufig gesundheitsschädlich. Während die Folgen der Umweltzerstörung für die Bevölkerung unübersehbar sind, wird das chinesische Wirtschaftswachstum weniger auffällig von dem zerstörerischen Treiben beeinflusst. Eine von der Regierung in Auftrag gegebene Studie kam vor Kurzem zu dem Ergebnis, dass die Verunreinigung der Natur 2008 Folgekosten von umgerechnet circa 156 Milliarden Euro verursacht habe. Eine andere Studie, an der auch Greenpeace beteiligt war, errechnete einen mehr als doppelt so hohen Schaden.
Schon deshalb versucht die Regierung dieser Entwicklung entgegenzusteuern. Neben China investiert nur Deutschland, berechnet nach seiner Wirtschaftskraft, noch etwas mehr in saubere Energieträger. Der Energieverbrauch gemessen an der Wirtschaftsleistung hat sich seit 1980 um etwa 60 Prozent verringert. Chinas Regierung will die Energieeffizienz bis 2020 um mindestens 40 Prozent gegenüber den Werten von 2005 verbessern. Eine Verdoppelung des Anteils der Erneuerbaren Energien auf 15 Prozent gehört ebenfalls zu diesen Zielen. Wobei Peking auch Atomenergie und umstrittene Wasserkraftwerke mit einrechnet. Doch trotz der Bemühungen reduziert China den Ausstoß seiner Treibhausgase nicht, sondern bremst nur ihren gewaltigen Anstieg.
Auch wenn sich Chinas Führung mit dem neuen Fünfjahresplan hohe Ziele setzen wird, bei der Entwicklung des Sektors für Erneuerbare Energien schon jetzt beeindruckende Statistiken vorweisen kann – kaum ein Umweltexperte erwartet, dass China seine Abhängigkeit von der Kohle in näherer Zukunft überwinden kann. „Kohle wird für die nächsten Jahrzehnte die wichtigste Energiequelle des Landes bleiben, auch wenn ihr Anteil am Energiemix schrittweise verringert wird“, sagte Yang Fuqiang, Klimaexperte des World Wildlife Fund (WWF) gegenüber der „South China Morning Post“. Und Chinas rasantes Wachstum heizt den Energiehunger weiter an. Seinen traurigen Titel als weltweit größter Kohleverbraucher wird China so vorerst weiter behalten.
(c) hao.de
sergiohh - 28. Feb, 07:49