Mittwoch, 18. August 2010

Kein Platz für Geschichte

Pekings traditionelle Wohnhäuser drohen endgültig aus dem Stadtbild zu verschwinden. Aktivisten versuchen derzeit, die Zerstörung eines der ältesten Areale der Stadt zu verhindern.

Auf dem Platz hinter dem Glockenturm spielen ein paar alte Männer Mahjong. In Unterhemd und kurzer Hose trotzen sie der Sommerhitze Pekings. Um die Männer herum hat sich eine Gruppe Menschen gebildet, die über den Spielverlauf diskutieren. Ein Fleischspießverkäufer heizt seinen Grill an, während eine Frau etwas weiter die Gasse hinunter ihre Wäsche vor ihrer Wohnung aufhängt. Das Areal um den berühmten Glocken- und Trommelturm ist eines der ältesten in Peking und auch eines der lebendigsten. Über hunderte Jahre hat sich das Wohnviertel auf natürliche Weise entwickelt. Hier in den schmalen Gassen zwischen den traditionellen Hofhäusern kann man noch so etwas wie ein authentisches Lebensgefühl Pekings spüren. Gleichzeitig lässt sich die lange Geschichte der chinesischen Hauptstadt erahnen. Doch was vor allem westlichen Touristen gefällt, ist der zuständigen Stadtverwaltung offensichtlich ein Dorn im Auge. Zu alt, zu ärmlich und zu dreckig ist den Stadtplanern das Viertel in der Innenstadt. Deshalb hat man schon vor einiger Zeit dessen Neugestaltung angekündigt. Ein historischer Themenpark soll entstehen, in dem neben Sehenswürdigkeiten auch Einkaufspassagen und Parkhäuser Platz finden sollen. Dafür werden die meisten der traditionellen Wohnhäuser weichen müssen. Etwas weiter nördlich des Glocken- und Trommelturmareals ist das schon geschehen. Für den Bau einer neuen U-Bahnstation wurden zahlreiche Häuser niedergerissen.

Die meisten Bewohner, die direkt an den Türmen wohnen, sehen die Neubaupläne der Stadtverwaltung allerdings eher gelassen. „Ach, seit Jahren wird schon erzählt, dass das Viertel abgerissen werden soll. Passiert ist bisher nichts“, sagt der Gemüsehändler, Herr Chen, der seinen vollen Namen lieber nicht preisgeben möchte. Und Liu Zhihe, der zusammen mit zwei Nachbarn auf einem Hocker draußen an einer kleinen Straße sitzt, glaubt eh nicht, dass es sich lohnt über die Pläne zu diskutieren. „Es macht ja keinen Unterschied, was ich darüber denke“, sagt der alte Mann. „Wenn die Regierung entscheidet, dass die Häuser hier weg müssen, dann lässt sich daran nicht rütteln“, so Liu.

Doch es gibt durchaus Menschen, die den Abriss des historischen Wohnviertels nicht hinnehmen wollen. Und sie konnten tatsächlich einen kleinen Erfolg erzielen. „Wir haben früh damit begonnen, die Medien für das Thema zu interessieren. Die Berichterstattung hat uns soviel Aufmerksamkeit gebracht, dass das Projekt vorerst gestoppt wurde“, sagt Zhang Pei vom Beijing Cultural Heritage Protection Center (CHP). Die Nichtregierungsorganisation arbeitet derzeit an einem „Weißbuch“ mit Vorschlägen für den Erhalt und die Entwicklung des Trommelturmviertels. „Wir hoffen, wir können das Gesamtbild des Areals erhalten, den Respekt vor dem kulturellem Erbe und den Bewohnern bewahren“, so Zhang.

Um dieses Ziel tatsächlich umsetzten zu können, werden die Denkmalschützer bei den zuständigen Behörden noch einige Überzeugungsarbeit leisten müssen. Denn Neugestaltung bedeutet in Peking bisher meist den kompletten Abriss und Neuaufbau ohne jeden historischen Wert. Wie das Areal um den Glocken- und Trommelturm dann aussehen könnte, lässt sich am Besten in der ‚restaurierten’ Straße „Qianmen Dajie“ hinter dem Stadttor am südlichen Ende des Platzes des Himmlischen Friedens beobachten. Auf Hochglanz poliert, sauber und steril wirkt die Straße, wie eine Filmkulisse, wie eine künstliche Version traditioneller Stadtkultur, der die Bewohner abhanden gekommen sind. Nur Touristen verirren sich hier her. Und dass hauptsächlich, um bei H&M einzukaufen und danach einen Kaffee bei Starbucks zu trinken.

Während der Kampf um das historische Areal am Glocken- und Trommelturm noch nicht verloren ist, sieht es für den Rest der Hauptstadt düster aus. In den letzten Jahren sind circa zwei Drittel der etwa 3000 noch verbliebenen historischen Gassen (Hutongs) abgerissen worden, obwohl viele von ihnen offiziell als erhaltenswert eingestuft wurden. So geht die kulturellen Identität und Individualität Pekings langsam verloren. Die Entwicklung zur modernen Metropole steht an erster Stelle. Viele historische Gebäude fallen der Macht der Immobilienfirmen, dem Hunger nach Wohn- und Büroraum zum Opfer. Doch Peking ist nur ein prominentes Beispiel für einen Modernisierungstrend, der das ganze Land erfasst hat.

Mehr als die Hälfte der existierenden Wohnstruktur in China soll in den nächsten 20 Jahren abgerissen und wieder aufgebaut werden. Das erklärte Chen Huai, vom Ministerium für Wohnungswesen und Entwicklung von Stadt und Land kürzlich. Betroffen seien Gebäude, die vor 1999 errichtet wurden. „Einige historischen Bauten, die Schutz verdienen, werden von der Abrissbirne verschont bleiben“, so Chen. Tatsächlich wurde auf historische Bausubstanz in den meisten Städten Chinas bisher kaum Rücksicht genommen. „Auf der Jagd nach Profit wird der Wert unseres kulturellen Erbes vielerorts einfach ignoriert“, sagt Zhang Pei vom CHP. Im Boomland China geht der Blick nach vorn. Mit der Wirtschaft wachsen auch die Städte des Landes und reißen alles Alte mit sich. Als ein „Desaster für den Schutz von historischen Relikten“ bezeichnete Shan Jixiang, Chef der staatlichen Behörde für Denkmalschutz, die massive Neugestaltung historischer Städte. „Viel von unserer traditionellen Architektur, die von Generation zu Generation weiter gegeben wurde, ist rücksichtslos beseitigt worden“, so Shan. Der Kampf um den Schutz von Chinas kulturellem Erbe sei in seiner kritischsten Phase angelangt.

Auch wenn es ein ziemlich aussichtloser Kampf zu sein scheint, den chinesische Denkmalschützer gerade austragen – zumindest innerhalb Pekings wird der Widerstand gegen die blinde Modernisierungswut langsam stärker. „Mit Hilfe der Medien, aber auch durch Veranstaltungen versuchen wir, den Menschen die Bedeutung unseres historischen Erbes begreiflich zu machen“, so Zhang Pei vom CHP. Sie hofft, das Areal um den Glocken- und Trommelturm zu erhalten, ohne es seiner historischen Identität zu berauben. Dann könnte das Projekt Vorbildcharakter für andere historische Orte haben. Zumindest vorerst ist über die Zukunft des Viertels aber nicht endgültig entschieden worden. Und mit ein bisschen Glück behalten ja sogar die Anwohner Recht, die glauben, dass sich an ihrem Viertel so schnell nichts ändern wird.

Freitag, 13. August 2010

Noch mehr Regen

„Ich habe die ganze Nacht dagesessen und dem Klang des Regens zuhören müssen“, sagte Luo Binghong der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. Wie so viele Menschen hat sie eine schlaflose Nacht in einer der provisorischen Unterkünfte in der Krisenregion im Nordwesten Chinas verbracht. In der Nacht zu Donnerstag haben schwere Regenfälle erneut Erdrutsche ausgelöst und eine wichtige Zufahrtstraße in das Katastrophengebiet um Zhouqu blockiert, über die Hilfsgüter transportiert wurden. Erdmassen und Geröll haben einen Fluss aufgestaut, von dem nun neue Gefahr ausgeht. Außerdem wurden sechs Häuser in dem Dorf Xizangba weggeschwemmt, drei Bewohner werden vermisst.

Bereits am Wochenende hatten mehrere Erdrutsche Zhouqu erfasst und große Teile der 50 000-Einwohnerstadt unter sich begraben. Bisher wurden 1117 Menschen tot geborgen, über 600 werden weiterhin vermisst. Das Flutunglück in der vornehmlich von Tibetern bewohnten Region ist die bisher größte Naturkatastrophe Chinas in diesem Jahr. 45 000 Menschen mussten bisher aus dem Bezirk evakuiert werden.

Die neuen Regenfälle behindern die Rettungsarbeiten der Einsatzkräfte, die sich fünf Tage nach der Katastrophe vor allem um die Versorgung der Überlebenden kümmern. Eine wichtige Straße, die schnellste Verbindung von Zhouqu in die Provinzhauptstadt Lanzhou, ist nach Behördenangaben unpassierbar. Arbeiter und schweres Gerät seien schon in der Nacht entsandt worden, um die Straße zu räumen. Eine Entspannung der Situation, ist vorerst nicht zu erwarten. Lokale Meteorologen sagen auch für heute starke Regenfälle voraus.

Unterdes ist das ganze Ausmaß der Katastrophe noch nicht abzusehen. Die chinesischen Behörden gehen von steigenden Opferzahlen aus. Genaue Schätzungen würden durch unterbrochene Verkehrsanbindungen und Kommunikation behindert. „Es wird Haushalte geben, in denen alle Familienmitglieder starben. Es dauert auch die Menschen zu registrieren, die sich nur vorübergehend in Zhouqu aufgehalten haben“, erklärte Zhang Weixing, vom Ministerium für zivile Angelegenheiten. Obwohl die Chancen nur noch gering sind, suchen Tausende Soldaten und Freiwillige weiterhin nach Überlebenden, während Ärzte und Sanitäter versuchen, den Ausbruch von Epidemien zu verhindern.

Chinas Bevölkerung leidet in diesem Jahr unter einer Vielzahl von Flutkatastrophen. Chinesische Medien sprechen von den schlimmsten Überschwemmungen seit zehn Jahren. Zahlreiche Provinzen in Südwest-, Zentral- und Nordost-China waren bisher betroffen. Laut Angaben des Ministeriums für zivile Angelegenheit mussten bisher zwölf Millionen Menschen evakuiert werden. Die Gesamtschäden sollen sich nach vorläufigen Schätzungen auf mehr als 30 Milliarden Euro belaufen.

(c) hao de

Mittwoch, 4. August 2010

Frauenrechtlerin verhaftet

Mit anderen Freiwilligen hatte Ye Haiyan Unterschriften für die Legalisierung der Prostitution in China in gesammelt, sich öffentlich für die Rechte der Frauen eingesetzt. Nun wurde die Gründerin der Menschenrechtsorganisation "China Women's Rights Workshop" festgenommen. Polizisten in Zivil hätten Ye Haiyan in deren Büroräumen verhaftet, berichtete ihre Schwester.

www.morgenweb.de

Montag, 2. August 2010

Wachstum und Risiko

China erklärte sich zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt. Doch die Immobilienblase könnte das Wachstum des Landes gefährden.

Es scheint so, als würden die wirtschaftlichen Erfolgsmeldungen aus China nicht mehr abreißen. Gerade erst lobte der „Internationalen Währungsfond“ die Politik des Landes während der Finanz und Wirtschaftskrise. „Schnell, entschieden und effektiv“ habe die Regierung reagiert, um die Auswirkungen der Krise auf die eigene Wirtschaft in Grenzen zu halten. Nun hat sich die Volksrepublik auch noch zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt erklärt. „China hat Japan überholt,“ erklärte Yi Gang, Vizechef der chinesischen Zentralbank am Freitag. Auf welche Zahlen er sich dabei stützt, sagte Yi allerdings nicht. Das Land hatte Anfang 2009 bereits Deutschland als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt abgelöst. Nun ist voraussichtlich nur noch die Wirtschaftsleistung der USA größer als die der Volksrepublik. Doch so sehr sich die chinesische Führung über diese Meldung freuen mag – ganz ohne Probleme läuft deren Wirtschaft auch nicht.

Der überhitzte Immobilienmarkt bereitet Peking die meisten Probleme. Die hohen Wohnungspreise sorgen seit Längerem für Unmut in der Bevölkerung und drohen, das Wirtschaftswachstum des Landes zu gefährden. „Die Immobilienblase birgt das größte Risiko für Chinas Wirtschaft“, erklärte David Wyss, Chefökonom der US-Ratingagentur Standard & Poor’s, am Donnerstag. Erst kürzlich warnte auch der ehemalige IWF-Chefökonom Kenneth Rogoff vor der Überhitzung der Wirtschaft und dem Platzen der Preisblase. Zusätzlich gehen aktuelle Prognosen für die zweite Hälfte des Jahres von rund zwei Prozent weniger Wachstum aus. Auch wenn das dann immer noch etwa neun Prozent Wirtschaftswachstum bedeuten würde – in China reicht dieser Rückgang, um die Angst vor einem baldigen Ende des Booms zu schüren.

Doch glaubt man Peking und seinen Wirtschaftsexperten, ist alles unter Kontrolle und die Abkühlung auf dem Markt gewollt. Laut eines Berichts der chinesischen Notenbank von Dienstag ist die derzeitige Verlangsamung des Wachstums eine natürliche Korrektur, zurückzuführen auch auf die makroökonomische Regulierung der Regierung. „Es ist richtig und gut, die wirtschaftlichen Strukturen wieder ins Gleichgewicht zu bringen und ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu erzielen,“ hieß es in dem Bericht weiter.

Doch den Immobilienmarkt hat man noch nicht richtig in den Griff bekommen. Bereits seit Anfang des Jahres versucht Peking, die steigenden Immobilienpreise zu stoppen. So wurde die Überwachung der Finanzierung von Bauprojekten verschärft, die Kreditvergabe durch die Banken eingeschränkt. Spekulationen haben den Bausektor aufgebläht. Sollten die Immobilienpreise schlagartig einbrechen, hätten die Banken mit Milliarden an faulen Krediten zu kämpfen. Da der Sektor etwa ein Zehntel des Bruttoinlandsprodukts ausmacht, wäre das chinesische Wirtschaftswachstum in Gefahr. Die meisten Experten gehen allerdings davon aus, dass Peking die Luft aus der Immobilienblase lassen kann, ohne dass es zum großen Knall kommt. „Es wird keine tiefen Fall geben“, sagte Lian Ping, Chefökonom der Bank of Communications letzte Woche gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua.

Abkühlung ja, Krise nein. So sehen es wohl auch die meisten deutschen Unternehmen. Ob VW oder Daimler - noch feiert besonders die deutsche Automobilindustrie den chinesischen Markt als Absatzmotor. Während der Chinareise von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Mitte Juli schlossen deutsche Firmen Geschäfte in Milliardenhöhe ab. So baut Daimler künftig zusammen mit einem chinesischen Hersteller Lastwagen. Investitionsvolumen des Deals - 800 Millionen Euro.
Auch VW kann derzeit auf eine wachsende Nachfrage in China bauen. In der ersten Jahreshälfte steigerte das Unternehmen seinen Absatz in der Volksrepublik um 46 Prozent auf über 950 000 Fahrzeuge.

Und es scheint nicht so, als würde der Blick in die Zukunft dem Unternehmen Sorgen bereiten. „Natürlich gibt es eine gewisse Abkühlung auf dem chinesischen Markt“, sagt Ulrich Walker, Chef von Daimler Nordost-Asien. Doch es gebe eben auch genügend Zeichen, dass es nicht all zu schlimm werde. „Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten fünf Jahren ein stabiles Wachstum in China haben werden“, so Walker. Der Manager glaubt, dass die Regierung in der Lage ist, die Wirtschaft des Landes stabil zu halten. Sollte das wirklich gelingen, wird man erst einmal mit weiteren Erfolgsmeldungen aus China rechnen können.

(c) Hao de

Samstag, 24. Juli 2010

Peking kratzt an der 20 Millionen-Marke

Pekings Einwohnerzahl ist auf 19,72 Millionen gestiegen. Das berichteten Chinas Medien am Freitag unter Berufung auf Statistiken der Stadtverwaltung der Hauptstadt. Demnach ist die Einwohnerzahl in den letzten zwei Jahren um mehr als 3 Prozent angewachsen. Nach Behördenangaben leben etwa 12,46 Millionen Chinesen mit anerkannter Stadtbürgerschaft („Hukou“) in Peking. 7,26 Millionen Einwohner sind so genannte Wanderarbeiter, die nicht offiziell in der Stadt gemeldet sind. Zugezogene haben so gut wie keine Möglichkeit, sich offiziell registrieren zu lassen. Sie haben auch nicht die gleichen Rechte wie Bürger mit „Hukou“. Doch sobald sie sich länger als ein halbes Jahr in der Hauptstadt aufgehalten haben, werden sie zumindest laut der Statistik als Einwohner gezählt. Gerade die Zahl der Wanderarbeiter, die dauerhaft in Peking leben, ist rasant gewachsen. Es sind häufig junge Chinesen aus ländlichen Provinzen auf der Suche nach Arbeit.

Die wachsende Gesamtbevölkerungszahl des Landes – bis 2015 werden in China laut staatlichen Statistiken etwa 1,39 Milliarden Menschen leben, verschärft auch die Situation in den Metropolen des Landes. Experten befürchten, dass sich Probleme mit Verkehr, Umwelt und Kriminalität in den Städten weiter verstärken könnten. Der Grund für den Bevölkerungsanstieg in Peking liegt laut Mu Guangzong vom „Institut für Bevölkerungsstatistik der Peking Universität“ auf der Hand. „Die Ursache dieser Situation liegt in den unterschiedlichen Lebensstandards in den Städten und in den ländlichen Gebieten“, erklärt Mu in der staatlichen Zeitung „China Daily“.

Chinas Führung ist das Problem durchaus bewusst und sie misst der Entwicklung ländlicher Regionen einige Bedeutung zu. Bereits zu Beginn des Jahres erklärte Han Jun, Experte der Regierung in Peking: „Wir werden die Infrastruktur in kleineren Städten verbessern, sodass Wanderarbeiter bessere Bildungsmöglichkeiten für ihre Kinder, Beschäftigungschancen und eine bessere Sozialabsicherung erhalten“. So will man sie in ihren Heimatdörfern halten und weiter steigende Einwohnerzahlen in den Metropolen verhindern. Gleichzeitig soll damit die soziale Spaltung des Landes aufgehalten werden, die man als Störfaktor für die angestrebte „harmonische Gesellschaft“ ausgemacht hat.

Doch bisher scheinen die Bemühungen der Regierung noch nicht zu fruchten. So glaubt Experte Mu Guangzong, dass sich die Unterschiede zwischen Stadt und Land in China noch verstärken werden. Auch die gerade veröffentlichten Einwohnerzahlen der chinesischen Hauptstadt deuten darauf hin, dass die Flucht vom Land in die Großstädte weiter ungebrochen ist. 1,52 Millionen zusätzliche Wanderarbeiter sind in den letzten vier Jahren laut offiziellen Angaben nach Peking gekommen. Eine Entwicklung, die sich gemäß der Nationalen Kommission für Bevölkerung und Familienplanung in ganz China fortsetzen wird. 700 Millionen Menschen werden 2015 in Städten leben – das erste Mal mehr als auf dem Land.

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Freitag, 23. Juli 2010

Wann endet die Flut?

Überschwemmungen in China

Es sind erschütternde Zahlen, die Chinas Behörden gestern vermeldeten. Über 700 Menschen sind seit Jahresbeginn durch sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen im ganzen Land ums Leben gekommen, beinahe 350 werden noch vermisst. Laut Angaben der chinesischen Regierung sind bisher 27 verschiedene Provinzen und Gemeinden von Überflutungen betroffen. Mehr als acht Millionen Chinesen mussten aufgrund von Überschwemmungen evakuiert werden. Sieben Millionen Hektar Ackerland seien von den Fluten beeinträchtigt, 645 000 Häuser eingestürzt. Liu Ning, Vize-Minister für Wasserwirtschaft und zuständig für den Katastrophenschutz, sprach auf einer Pressekonferenz von einem direkten wirtschaftlichen Schaden von 142,2 Milliarden Yuan, umgerechnet etwa 16 Milliarden Euro.

Doch die Angaben der chinesischen Behörden dürften nur vorläufigen Charakter haben. Noch immer halten Fluten zahlreiche Menschen in Atmen. Überschwemmungen und Erdrutsche haben in der nordwestlichen Provinz Shaanxi Opfer gefordert. Mindestens 41 Menschen wurden getötet und 107 werden seit Dienstag Nachmittag vermisst, sagte ein Sprecher der Provinzregierung am Mittwoch Morgen. Auch in der südwestlichen Provinz Sichuan haben die Menschen mit Wassermassen zu kämpfen. Die Stadt Guang'an vermeldete die schlimmste Flut seit dem Jahr 1847. Mehr als 250 000 Menschen sind betroffen. Bei Überschwemmungen und Erdrutschen kamen in Sichuan in den letzten Tagen mindestens 26 Menschen ums Leben.

Unterdes hat der Drei-Schluchten-Damm in der zentralchinesischen Provinz Hubei seinen größten Belastungstest seit der Fertigstellung im Jahr 2008 gemeistert. 70 000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde flossen am Dienstag oberhalb des Dammes am Jangtse-Strom, hieß es in chinesischen Medienberichten. „Der Spitzendurchfluss ist hoch, aber er hat die vorgesehene Kapazität von 100 000 Kubikmetern pro Sekunde nicht überschritten“, sagte der Vorsitzende der Drei-Schluchten-Betreibergesellschaft, Cao Guangjing, gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur „Xinhua“. Flussabwärts vom Damm flossen am Dienstag 40 000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ab. 1998 erreichten die Wassermassen am Jangtse 50 000 Kubikmeter pro Sekunde. Damals riss das Hochwasser über 4000 Menschen in den Tod, 18 Millionen Chinesen mussten evakuiert werden. Die südwestchinesische Hafenstadt Chongqing, die in unmittelbarer Nähe des Dammes liegt, hat bereits am Montag einen Notfallplan in Kraft gesetzt und mit vorsorglichen Evakuierungen gefährdeter Stadtteile begonnen.

Schon seit Wochen hat besonders der Süden Chinas mit Überschwemmungen und deren Folgen zu kämpfen. Bereits Ende Juni hatten Fluten vor allem die Provinzen Jiangxi, Fujian, Hunan und die Region Guangxi heimgesucht. In einigen Gegenden handelte es sich nach staatlichen Angaben um die schwersten Überschwemmungen seit 50 Jahren. Tausende Menschen waren damals von der Außenwelt abgeschnitten, Transportwege und Stromversorgung waren unterbrochen. Schon damals kamen Hunderte Menschen ums Leben. Nach aktuellen Angaben der chinesischen Behörden wurden etwa 287 000 Soldaten bei der Bekämpfung der Flutkatastrophen eingesetzt. Ihre Arbeit, so ist zu befürchten, ist noch lange nicht getan.

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Dienstag, 20. Juli 2010

China will beim Energieverbrauch nicht führend sein

Peking - China hat Berichte zurückgewiesen, nach denen das Land die USA im vergangenen Jahr als größten Energieverbraucher der Welt abgelöst habe. „Die Daten der Internationalen Energie Agentur (IEA) über Chinas Energieverbrauch sind unzuverlässig", sagte Zhou Xian von Chinas nationaler Energiebehörde, gestern gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur „Xinhua“.

Der Chefvolkswirt der IEA, Fatih Birol, hatte zuvor gegenüber dem „Wallstreet Journal“ erklärt, dass China 2009 insgesamt eine Energiemenge verbraucht habe, die 2,252 Milliarden Tonnen Öl entspreche – vier Prozent mehr als der bisherige Spitzenreiter, die USA. Damit habe ein „neues Zeitalter der Energie" begonnen, sagte Birol weiter. Noch im Jahr 2000 hätten die USA drei Mal soviel Energie verbraucht wie China.

Daten der nationalen Statistikbehörde Chinas von Februar zufolge entsprach der Energieverbrauch des Landes letztes Jahr aber lediglich 2,132 Milliarden Tonnen Öl. Xian Zhou von der nationalen Energiebehörde warf der IAE „mangelnde Kenntnisse über Chinas Bemühungen, Energieverbrauch und Emissionen zu senken“ vor.

Nichtsdestotrotz steigt Chinas Energiebedarf stetig. Während die Wirtschaftskrise die Konjunktur in den USA und den meisten westlichen Industriestaaten ausbremste, konnte China auf konstantes Wirtschaftswachstum bauen. Ein Grund, warum China, schneller als von Experten erwartet, die Führungsposition beim Energieverbrauch eingenommen hat. Während die Volksrepublik beim Gesamtenergiebedarf offenbar an vorderste Stelle gerückt ist, bleiben die Vereinigten Staaten beim Pro-Kopf-Verbrauch weiter Spitze. Laut Zahlen der IEA ist der Verbrauch pro Einwohner in den USA fünf Mal so so hoch wie in China.

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Samstag, 17. Juli 2010

Wirtschaft statt Menschenrechte

Auf den ersten Blick wirkte es, als sei China nur ein unbedeutender Zwischenstopp der aktuellen Auslandsreise von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Doch der Eindruck, dass Merkels vierte Visite im Reich der Mitte nicht mehr als ein lästiger Pflichtbesuch sei, verflüchtigte sich schnell. Das deutsch-chinesische Verhältnis scheint so gut zu sein wie lange nicht. "Deutschland und China werden ihre Beziehungen auf eine völlig neue Grundlage stellen", erklärte Merkel gestern nach einem Treffen mit Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao.

Zuvor war die Kanzlerin von Wen mit militärischen Ehren in Peking begrüßt worden. Zusammen legten sie ein 28 Punkte umfassendes Kommuniqué vor, das eine engere Zusammenarbeit in Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft vorsieht. Darin bekennt sich die deutsche Seite auch zur "Ein-China-Politik" und zur Achtung der territorialen Integrität Chinas. Vor diesem Hintergrund wird es Wen Jiabao kaum schwergefallen sein, die "gesunden, stabilen und dynamischen Beziehungen" beider Länder zu betonen.

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